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Axel Dielmann: Der schlechtgefesselte Prometheus

ITF Club - Literarische Performance nach der Erzählung von André Gide
  • 10. Sep. 2025 / Mittwoch 20:00 Uhr
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ITF Club

Axel Dielmann:
Der schlechtgefesselte Prometheus

Literarische Performance nach der Erzählung von André Gide

André Gides aberwitzige Version des Prometheus-Mythos spielt sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zumeist auf einem Pariser Boulevard ab. Prometheus kann sich von seinem Felsen aus eigener Kraft befreien, steigt vom Kaukasus herab, flaniert durch das Herz der französischen Metropole und gerät in einem Restaurant an einen Kellner. Letzterer beobachtet Gäste und bringt manche an seinen Dreiertischen zusammen. Eine Rolle spielen dabei unterschiedliche Requisiten.

André Gide hatte in seinen jungen Jahren etliche kurze Erzählungen geschrieben, in denen er Mythologie und christliche Figuren in die damalige Gegenwart holte – so auch, als er einen gewissen Herrn Prometheus, seines Zeichens Zündholzfabrikant, auf einem Pariser Boulevard mit einem gewissen Damokles und einem Kokles zusammentreffen lässt – Vorsicht: Zeus persönlich, der Göttervater, ist als mieser Sadist und Intrigant anwesend.

»Der schlechtgefesselte Prometheus« war 1905 in Frankreich erschienen, Franz Blei übersetzte die Erzählung, die 1907 im Deutschen erschien, illustriert vom zu Berühmtheit gelangten Maler Pierre Bonnard. Die an sich kurze Erzählung von gerade einmal 60 Buchseiten enthält ihrerseits etliche Mini-Erzählungen, die wahre literarische Funkelstücke sind: Beispielsweise eine Genesis in nuce, in der Tityr sich irgendwelcher Sümpfe annimmt und wie in Goethes Faust II trockenlegt, um darauf eine eigene Zivilisation und Dynastie zu gründen (letzteres mit der Bibliotheksleiterin). Und was soll man sagen: Es geht wieder einmal schief!

Gides meisterhaftes Spiel mit Sprache und Idee wird nicht nur Literaturkenner faszinieren, sondern auch jeden, der bereit ist, sich auf eine philosophische Reise in die Tiefen der menschlichen Psyche einzulassen.
Die Rahmenhandlung spielt in einem Restaurant auf einem Pariser Boulevard. Axel Dielmann macht in seiner »Prometheus-Performance« eine szenische Lesung daraus, serviert als Kellner den drei anwesenden Herren Prometheus und Damokles und Kokles, die er, zwischen Kellnerschürze und Platzdeckchen hin und her springend, gleich mitspielt. Danach geht es durch einzelne der Binnen-Erzählungen: Prometheus, an seiner Kaukasus-Wand angekettet, lässt seinen Plüsch-Adler kreisen und von seiner (Dielmanns? Gides? Bleis?) Leber naschen. Das Siechtum von Kokles, dem ein gratis erhaltener 500-Francs-Schein zum Verhängnis wird, gerät zur Tragikomödie. Der Vortrag über »Taten ohne Grund, die Autochthon-Tat, eine Gratistat« im Saal der Nouvelle Lune wird mit Feuerwerkskörpern, anzüglichen Fotos und Prügeleien als »Mission Impossible« im Saal inszeniert. Das Interview mit Zeus, der sich als »Müllionär« entpuppt, ist ein böser BILDerbogen zu den medialen Gewohnheiten unserer Tage. Und das alles in der verspielten und zugleich hintersinnigen Sprache von Franz Blei, der das erzählerische Feuerwerk übersetzt hat. Zu sehen sind außerdem die bezaubernden Illustrationen von Pierre Bonnard, an dessen Szenen man die Performance messen darf und muss.
Die Buchausgabe, auf der all das fußt, erscheint dieser Tage neu.

„Alles Große wurde vom Menschen nur in der Empörung gegen die Götter versucht.“ Renée Lang

Axel Dielmann
Der Frankfurter Verleger, Autor und Multiplekünstler Axel Dielmann gründete 1993 seinen Verlag, wurde 2008 Mitgründer der Frankfurt Academic Press, die er 2011 übernahm. 2013 erster eigenständiger Erzählband »Nizza oder Die Liebe zur Kunst«, 2017 Herausgabe der Zeitschrift für Literatur SCHRiTTE. Mehr unter www.axel-dielmann.de

André Gide
André Gide  (1869 -1951) war ein bedeutender französischer Schriftsteller. 1947 erhielt er den Literaturnobelpreis.