- 27. Mai. 2023 / Samstag 20:00 Uhr
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Eine wütende Frau
Körperanarchie trifft auf Cello. Performance auf Live-Musik.
Es geht um Stärke, Unabhängigkeit, Verletzbarkeit, Superheldinnen, Lebenshunger, Freiheit, Aufmerksamkeitsspannen, Angst, Wut und -jetzt kommt’s- auch noch intelligent ausformulierte Sätze. Scheitern ist fest im Möglichkeitsraum verankert.
Drei Frauen als Sprachrohr für viele andere.
75 % aller Entschuldigungen stammen von Frauen. Frauen lächeln öfter. Wenn sie es nicht tun, irritiert das. Frauen verdienen durchschnittlich 19 % weniger verdient als Männer. Wütende Frauen gelten als Mannsweiber, Kampflesben und Männerhasserinnen. Die WHO nennt Gewalt als eines der größten
Gesundheitsrisiken für Frauen.
“Eine wütende Frau” ist ein Stück für weiße alte Männer und solche, die es werden wollen.
Für andere auch.
VON UND MIT:
SCHAUSPIEL: Lisa Sophie Kusz und Elisabeth Pleß
CELLO: Elisabeth Coudoux
KOSTÜME UND FOTOS: Viola Sophie Schuldner
VIDEO UND GRAFIK: Simon Howar
OUTSIDE-EYE: Annika Weitershagen
LICHT/TECHNIK: Simon Kwame
80 min
(keine Pause, Gespräch im Anschluss)
Hintergrund
Alle 28 Stunden versucht ein Mann «seine» Frau zu töten. Jede Woche werden in Deutschland 3 Frauen durch ihre (Ex-)Partner getötet. Jede siebte Frau wird Opfer schwerer sexualisierter Gewalt. Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung in Partnerschaften die Opfer zu über 98 % weiblich. (BKA 2020)
Diese Fakten des BKA sind bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation nennt Gewalt als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen. Was noch?
Gender-Pay-Gap, unbezahlte Care-Arbeit, unterrepräsentiert in Führungspositionen, Mansplaining, Gaslighing (absprechen von Gefühlen), Selfsilencing (Unterdrücken von Gefühlen), die Angst auf dem nächtlichen Nachhause-Weg und der ganz alltägliche Sexismus.
“Und wir haben es so sehr verinnerlicht, dass wir kleinen Mädchen attestierten, wie hübsch sie doch sind, statt ehrliche Unterhaltungen mit ihnen zu führen und andere Werte als ihr Aussehen zu betonen. Wer will schon klug, mutig, stark oder wild sein, wenn ein hübsch im Auge des Patriarchats nicht nur völlig ausreicht, sondern auch viel mehr wert ist.
(Feminismus oder Schlägerei, Eva Maria)
Gründe für weibliche Wut, gibt es also genügend und manche Gedanken klingen nach vergangenem Jahrhundert.
“Wir sollten alle zornig sein. In der Geschichte hat Zorn schon oft zu positiven Veränderungen geführt. Absehen davon, dass ich zornig bin, bin ich auch voller Hoffnung, weil ich zutiefst von der Fähigkeit der Menschen überzeugt bin, sich zum Besseren zu verändern. [..] Zorn aber, sagt der Tonfall, steht insbesondere Frauen nicht an. Als Frau bringt man besser keinen Zorn zum Ausdruck, denn das wirkt bedrohlich. [..]”
(MEHR FEMINISMUS! Ein Manifest, Chimamanda Ngozi Adichie)
Weibliche Wut ist also schon schwierig in der Realität, denn sie schadet der Zornigen. Bei Männer steigert Wut dagegen die Macht und verschafft ihnen mehr Autorität.
“Ich wusste immer, dass ich, sobald ich als zornige Frau wahrgenommen werde - was manchmal schon dann geschieht, wenn ich meine Gedanken laut ausspreche - , sofort für eine überemotionale, irrationale, temperamentvolle, vielleicht hysterische, ganz sicher aber für eine unsachliche und wirre Denkerin gehalten werde.” (Speak Out! Die Kraft weiblicher Wut, Soraya Chemaly)